Wenn „Liebe“ krank macht

von Susanne Streit – 27. Oktober 2025

Viele Frauen glauben, sie seien in einer liebevollen Beziehung. Sie glauben, dass es Liebe ist, obwohl diese Beziehung sie auslaugt, erschöpft, krank macht und im schlimmsten Fall tötet.

Doch wahre Liebe nährt. Sie lässt dich wachsen und gibt dir Sicherheit. Du bist okay und geliebt, so wie du bist. Wenn du stattdessen ständig auf Zehenspitzen gehst, Angst hast, etwas Falsches zu sagen oder zu tun, dann ist das kein Ausdruck von Liebe, sondern ein Zeichen von Abhängigkeit.

Wie emotionale Abhängigkeit entsteht

Oft beginnt alles zu schön, um wahr zu sein. Am Anfang ist da dieses Gefühl von „endlich gesehen werden“. Der Partner scheint aufmerksam, interessiert, fürsorglich und schnell sind Liebesbekundungen an der Tagesordnung. „Du bist das Schönste, Beste, was ich je erlebt habe.“ Doch irgendwann kippt etwas, anfangs fast unmerklich.

Du beginnst, dich mehr anzustrengen. Du diese zermürbenden „Gespräche“ vermeiden und Harmonie herstellen. Er hat es ja auch nicht leicht gehabt in seinem Leben. Du bist verständnisvoll. Du stellst seine Bedürfnisse über deine eigenen, rechtfertigst dich, wenn du traurig oder wütend bist. „Missverständnisse“ geschehen immer wieder. 

Und irgendwann spürst du dich selbst nicht mehr.

Diese Form der Abhängigkeit hat nicht erst in dieser Beziehung seine Wurzeln. Die Ursache liegt in alten Mustern aus der Vergangenheit. Wenn Liebe an Bedingungen geknüpft war, wenn du nur dann Zuwendung bekamst, wenn du brav, stark oder angepasst warst. Wenn dieses Schema schon bei Eltern oder Großeltern aufgetreten war. 

Wenn die Seele nicht mehr kann

Dieser innere Druck, kostet unendlich viel Energie. Er erschöpft, erst emotional, dann körperlich. Viele Frauen entwickeln Schlafstörungen, Magenprobleme, hormonelle Dysbalancen oder chronische Müdigkeit bis hin zu ernsthaften psychischen oder/und körperlichen Symptomen. Z.B. Depressionen und Panikattacken sind nicht selten, weil das inneres System Alarm schlägt und einfach nicht mehr kann.

Der Körper zeigt, was die Seele schon lange weiß: So kann es nicht weitergehen! Der Verstand lässt diesen Gedanken allerdings nicht so gerne zu. Er denkt diese „Episoden“ klein, erinnert immer wieder an den Anfang der Beziehung und lässt dich denken, dass du es schaffen wirst, die Beziehung zu retten. 

Warum es oft empathische, starke Frauen trifft

Besonders häufig betrifft emotionale Abhängigkeit Frauen, die nach außen stark, erfolgreich und empathisch sind. Frauen, die in ihrem Beruf Verantwortung tragen, die führen, organisieren, entscheiden, die „ihren Mann stehen“. Nach außen wirken sie souverän und selbstbewusst, doch im Inneren tragen sie oft eine tiefe Sehnsucht nach echter Nähe und Geborgenheit.

Gerade empathische Frauen spüren die Emotionen anderer intensiv. Sie wollen verstehen, heilen, retten, und verlieren dabei sich selbst. Wenn der Partner dann psychisch oder gar körperlich gewalttätig ist, bleiben sie oft trotzdem, weil sie glauben, ihn ändern zu können oder weil sie spüren, wie verletzt er selbst ist.

Ihr Mitgefühl wird zur Falle. Sie entschuldigen sein Verhalten, suchen nach Erklärungen, hoffen auf den „besseren Moment“. Und während sie anderen im Leben helfen, sich durchsetzen und Lösungen finden, können sie sich in der eigenen Beziehung nicht mehr wehren, weil die „Liebe“ sie gefangen hält und die Scham zu groß ist, das Offensichtliche auszusprechen.

Doch niemand, wirklich niemand, verdient es, klein gemacht, manipuliert oder verletzt zu werden. Auch nicht die, die sonst alles im Griff haben. Gerade sie dürfen lernen, dass wahre Stärke nicht darin liegt, alles auszuhalten, sondern den Mut zu haben, hinzusehen, sich zu schützen und klare Grenzen zu setzen.

Wenn körperliche Gewalt dazu kommt

Oft kommt es in solchen Beziehungen neben der psychischen Gewalt auch zu körperlichen Exzessen. Die Scham wird größer, man sucht die Schuld bei sich selbst und hofft, dass „es besser wird“. Doch jede Form von Gewalt zerstört Selbstwert und Vertrauen, Stück für Stück. Und je länger man bleibt, desto größer wird die innere Leere.

Es gibt Wege, da herauszukommen; der erste Schritt ist, anzuerkennen, dass das, was du erlebst, keine Liebe ist.

Heilung beginnt mit Bewusstwerdung

In meiner Arbeit sehe ich immer wieder, wie tief diese Muster sitzen, oft über Generationen hinweg. Wenn eine Frau beginnt, diese inneren Knoten zu lösen, verändert sich alles: Sie steht wieder aufrecht, sie atmet tiefer, sie spürt ihren Wert. Sie hat die Chance durch diese zerstörerische Beziehung, eine tiefe Heilung zu erwirken, wenn sie den Mut aufbringt, ihre Scham zu überwinden und das bisschen Selbstwertgefühl, dass noch ganz tief in ihr schlummert, zu neuem Leben zu erwecken.

Dann ist Liebe nicht mehr schmerzhaft, sondern heilend. Nicht mehr fordernd, sondern frei. Und zwar mit einem anderen Partner. 

Wenn du spürst, dass du dich selbst auf dem Weg verloren hast, dann beginne heute, dich wieder liebevoll an die erste Stelle zu setzen. Mein Journal zur Selbstliebe kann dich dabei täglich begleiten, Schritt für Schritt zurück zu dir. 

Vielleicht ist es an der Zeit, ehrlich auszusprechen, was in dir vorgeht, ohne dich erklären, rechtfertigen oder zusammenreißen zu müssen. In einem kostenfreien Erstgespräch biete ich dir einen geschützten Rahmen, in dem du einfach erzählen kannst. Manchmal beginnt Heilung genau dort.

Susanne Streit

https://linktr.ee/SusanneStreit (hier findest du unter anderem das Journal zur Selbstliebe)