
Du wirst nicht ewig leben... nicht mal, wenn du alles „richtig“ machst!
von Marcus Woggesin – 25. Juni 2025Schau dich um. Die Regale quellen über mit Superfoods, dein Feed ist voller Biohacks, und jeder zweite Podcast schwört auf die eine Routine, die dir endlose Vitalität verspricht. Grüne Smoothies, Eisbäder, stundelange Meditation, perfekte Makros, optimierter Schlaf – du könntest dein Leben zum klinischen Protokoll der „Langlebigkeit“ machen. Trotzdem wirst du sterben.
Das ist kein Versagen. Das ist Biologie. Deine Zellen teilen sich nicht unendlich. Telomere verkürzen sich. DNA-Reparaturmechanismen machen Fehler. Selbst wenn du jeden wissenschaftlichen Ratschlag befolgst, jede Umwelttoxine meidest und deinen Körper wie ein High-End-Labor verwaltest: Deine Uhr tickt. Der Tod ist kein Bug im System. Er ist das System.
Wir tun alles, um das zu leugnen. Wir fetischisieren „Anti-Aging“, als wäre Alter ein Virus, den man löschen kann. Wir sammeln „gesunde Jahre“, als wären sie Punkte in einem unendlichen Spiel. Aber diese Obsession ist oft nur eine andere Form der Verdrängung – eine kostspielige, anstrengende, letztendlich vergebliche Rebellion gegen ein fundamentales Gesetz.
Warum also der ganze Aufwand?
Nicht für die Ewigkeit. Für jetzt.
Wenn du morgens laufen gehst, ist das kein Vertrag mit der Unsterblichkeit. Es ist ein Deal für mehr Energie heute. Wenn du auf Zucker verzichtest, kaufst du dir nicht unendlich Zeit. Du reduziert das Geknalle von Blutzucker-Achterbahnen – für einen klareren Kopf in diesem Meeting. Es geht um Lebensqualität, nicht Quantität. Um Präsenz, nicht Permanenz.
Akzeptiere das. Nicht als Niederlage, sondern als befreiende Klarheit:
Deine Zeit ist begrenzt. Und genau das macht sie kostbar.
Du kannst noch so viele „richtige“ Kästchen abhaken – irgendwann schließt sich der Vorhang. Die Frage ist nicht, ob. Sondern wie du bis dahin die Bühne nutzt.
Hör auf, Unsterblichkeit zu simulieren. Fang an, mortal zu leben.