
Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?
von Jutta Eckart – 22. Juni 2025Die Aussage von Konrad Adenauer 1956 ging noch weiter: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern. Nichts hindert mich daran, klüger zu werden.“ So gesehen war es eine sehr positive Aussage, an der sich mancher ein Beispiel nehmen könnte.
Leider wird aber häufig nur der erste Satz zitiert und dann auch eher um zu sagen, dass man sich an die Absprachen von gestern nicht mehr halten will. Da schwingt Gleichgültigkeit mit, Unzuverlässigkeit, Unberechenbarkeit – auf das Wort dieser Person kann man nichts geben. Was sie heute sagt, kann morgen schon wieder ganz anders sein.
Genau so eine Situation findet sich auch schon beim Propheten Jeremia:
Jer. 42,1 – 43,3:
Johanan, der Sohn von Kareach, und Jesanja, der Sohn von Hoschaja, kamen mit den anderen Offizieren und allen, die sie befreit hatten, zum Propheten Jeremia und baten ihn: »Wir flehen dich an: Bete für uns zum HERRN, deinem Gott! Wir waren einmal ein großes Volk, aber jetzt ist nur noch ein kleiner Rest von uns übriggeblieben, du siehst es ja selbst! Bitte den HERRN, deinen Gott, uns zu zeigen, wohin wir gehen und was wir tun sollen!«
»Gut«, erwiderte Jeremia, »ich will eure Bitte vor den HERRN, euren Gott, bringen. Und ich verspreche, dass ich euch alles sagen werde, was der HERR antwortet. Ich verheimliche euch nichts.«
Da entgegneten sie: »Der HERR soll als wahrhaftiger und unbestechlicher Zeuge gegen uns auftreten, wenn wir nicht jede seiner Weisungen befolgen, die er dir für uns gibt! Ganz gleich ob uns seine Antwort gefällt oder nicht, wir wollen auf den HERRN, unseren Gott, hören, zu dem du in unserem Auftrag betest. Wir wollen tun, was er sagt, denn dann geht es uns gut!«
Zehn Tage später empfing Jeremia eine Botschaft vom HERRN. Er rief Johanan, die anderen Offiziere und alle Leute, Jung und Alt, zu sich.
»Ihr habt mich beauftragt, eure Bitte vor Gott zu bringen«, sagte Jeremia. »So spricht der HERR, der Gott Israels: Wenn ihr in diesem Land wohnen bleibt, will ich euch aufbauen und nicht niederreißen, euch einpflanzen und nicht mehr entwurzeln, denn mir tut das Unheil leid, das ich über euch hereinbrechen ließ. Jetzt fürchtet ihr euch vor dem König von Babylonien. Aber ich, der HERR, sage: Habt keine Angst mehr vor ihm! Denn ich bin bei euch, ich werde euch schützen und aus seiner Hand retten. Weil ich Erbarmen mit euch habe, sorge ich dafür, dass er sich gnädig zeigt und euch hier in eurem Land bleiben lässt.
Hört auf mich, den HERRN, euren Gott! Sagt nicht: ›Wir wollen das Land verlassen und nach Ägypten fliehen, wo wir nichts mehr vom Krieg sehen, keine Alarmsignale hören und nicht mehr hungern müssen. Dort wollen wir wohnen!‹ Denn ich, der HERR, der allmächtige Gott Israels, sage euch: Wenn ihr Judäer, die ihr nicht verschleppt worden seid, unbedingt nach Ägypten ziehen und euch dort niederlassen wollt, dann werden Krieg und Hunger, vor denen ihr so große Angst habt, euch gerade dort treffen. Ihr werdet in diesem Land umkommen. Jeder, der sich dazu entschließt, nach Ägypten zu gehen, wird im Krieg, an Hunger oder an einer Seuche sterben. Keiner entkommt dem Unheil, das ich dann über euch bringe. Ja, ich, der HERR, der allmächtige Gott Israels, kündige euch an: Wie mein glühender Zorn die Einwohner von Jerusalem getroffen hat, so wird er auch euch treffen, wenn ihr nach Ägypten zieht. Man wird entsetzt sein über euer Schicksal, ihr werdet verhöhnt und verachtet. Wer einen anderen verfluchen will, wünscht ihm das gleiche Unglück, das ihr erlitten habt. Eure Heimat seht ihr dann nie wieder!«
»Ihr Judäer, die ihr noch übriggeblieben seid«, fuhr Jeremia fort, »hört, was der HERR euch sagt! Zieht nicht nach Ägypten! Denkt immer daran, dass ich euch davor gewarnt habe, sonst setzt ihr euer Leben aufs Spiel! Ihr habt mich beauftragt, für euch zum HERRN, eurem Gott, zu beten. Ich sollte euch seine Antwort weitergeben, und ihr habt fest versprochen, ihm zu gehorchen. Heute habe ich euch seine Botschaft verkündet. Doch ich weiß, ihr wollt nicht auf die Worte des HERRN, eures Gottes, hören. Wenn ihr wirklich in Ägypten Zuflucht sucht, werdet ihr im Krieg, an Hunger oder an einer Seuche sterben. Darauf könnt ihr euch verlassen!«
Jeremia hatte den Judäern alles verkündet, was er ihnen im Auftrag des HERRN, ihres Gottes, sagen sollte. Da erwiderten Asarja, der Sohn von Hoschaja, Johanan, der Sohn von Kareach, und die anderen Männer verächtlich: »Du lügst! Der HERR, unser Gott, hat dich nicht zu uns gesandt. Er hat uns nicht davor gewarnt, nach Ägypten zu fliehen und uns dort niederzulassen. Baruch, der Sohn von Nerija, steckt dahinter; er hetzt dich gegen uns auf! Er will doch nur, dass wir den Babyloniern in die Hände fallen, damit sie uns umbringen oder verschleppen!«
Die Initiative zu Jeremias Gebet kam eindeutig von den Offizieren. Niemand hatte sie dazu gedrängt, nach Gottes Willen zu fragen. Und ganz eindeutig formulierten sie, dass – egal, ob ihnen die Antwort Gottes gefiele oder nicht – sie tun wollten, was der Herr ihnen sagte. Und sie hatten erkannt, dass es ihnen nur dann gut gehen konnte, wenn sie Gott gehorsam waren.
Nur zehn Tage später war das alles vergessen! Als sie von Jeremia mit der Antwort Gottes auf ihre Bitte konfrontiert wurden, reagierten sie, indem sie Jeremia der Lüge bezichtigten.
Zur Erinnerung: Noch nicht lange vor dieser Situation hatte sich in Israel erfüllt, was Jeremia jahrelang tauben Ohren gepredigt hatte: Nebukadnezar hatte Israel erobert und viele Israeliten waren umgebracht oder in Gefangenschaft weggeschleppt worden. Nur die arme Landbevölkerung war unter einem von Nebukadnezar eingesetzten Statthalter im Land verblieben.
Die Offiziere hätten also wissen sollen, dass auf die Aussagen Jeremias Verlass war. Doch statt die Antwort Gottes anzunehmen und ihre eigene Zusage des Gehorsams, auch wenn ihnen die Antwort nicht gefiele, umzusetzen, unterstellten sie Jeremia, dass er mit Baruch unter einer Decke steckte und sie in die Hände der Babylonier ausliefern wollte.
Am Ende siegten die Angst vor dem Feind und der logische Menschenverstand, der den scheinbar vernünftigeren Weg aufzeigte. Die Aussage Gottes stand so sehr im Gegensatz zu dem, was sie vorher gehört hatten, dass sie ihr nicht vertrauten und damit geradewegs in ihr eigenes Unglück rannten.
Wie oft geht es uns genauso? Wir habe einen Eindruck im Gebet. Wir erhalten vielleicht sogar eine oder mehrere Bestätigungen von außen. Und trotzdem scheint der Plan Gottes für unseren Verstand so irrational, so unvernünftig, so wenig vorstellbar, dass wir uns am Ende doch für die Ratio entscheiden und gegen Gottes Reden. Je länger wir darüber nachdenken, desto mehr übernimmt unser Verstand die Herrschaft und desto weniger sinnvoll scheint Gottes Idee zu sein.
Natürlich sollen wir unseren Verstand nicht abschalten! Schließlich hat Gott uns damit ausgestattet, damit wir ihn benutzen. Aber in 2. Korinther 10,4-5 heißt es: „Ich setze nicht die Waffen dieser Welt ein, sondern die Waffen Gottes. Sie sind mächtig genug, jede Festung zu zerstören, jedes menschliche Gedankengebäude niederzureißen, einfach alles zu vernichten, was sich stolz gegen Gott und seine Wahrheit erhebt. Alles menschliche Denken nehmen wir gefangen und unterstellen es Christus, dem es gehorchen muss.“
Und Sprüche 3,5-6 sagt: „Von ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit. Such IHN zu erkennen auf all deinen Wegen, dann ebnet ER selbst deine Pfade.“
Unser Verstand darf eine Rolle spielen, die Vernunft darf Rat geben, aber das letzte Wort sollte die Entscheidung haben, Gott zu vertrauen und Seinem Reden zu gehorchen. Denn nur so kann unser Gottvertrauen auch größer werden und wir können erleben, dass Gott Wort hält: „Wir wollen tun, was er sagt, denn dann geht es uns gut!“
Wie treffen Sie Ihre Entscheidungen?