
Worte: Wie verbale Gewalt in der Kindheit die Seele ein Leben lang prägt
von Marcus Woggesin – 02. September 2025Werden Kinder regelmäßig beschimpft, gedemütigt oder bedroht, hinterlässt das unsichtbare Wunden. Diese Form der Gewalt – oft bagatellisiert als "hartes Wort" – kann sich tief in die Psyche eingraben und das ganze spätere Leben überschatten. Im Erwachsenenalter zeigt sich dann oft ein deutlich höheres Risiko für Depressionen, Ängste und ein geschwächtes Selbstwertgefühl.
Forschungsergebnisse belegen, dass die Folgen emotionaler Misshandlung ähnlich schwer wie die körperlicher Gewalt sein können. Die anhaltende emotionale Belastung wirkt wie ein Dauerstress, der sogar die Entwicklung des kindlichen Gehirns verändern kann. Besonders betroffen sind Bereiche, die für die Regulation von Gefühlen und die Verarbeitung von Angst zuständig sind – wie der Hippocampus und die Amygdala.
Hinzu kommt, dass das negative Selbstbild, das durch ständige Herabsetzung entsteht, oft ein Leben lang nachwirkt. Es kann die Fähigkeit beeinträchtigen, stabile Beziehungen zu führen, und summiert sich zu einer Art seelischer Last, die im Laufe der Jahre immer schwerer werden kann.
Umso wichtiger ist es, verbale Gewalt endlich als das zu erkennen, was sie ist: eine ernsthafte Form der Misshandlung. Sie ist keine Erziehungsmethode, sondern zerstört nachhaltig das seelische Gleichgewicht. Eine Atmosphäre des Respekts und der Wertschätzung ist kein Luxus, sondern die Grundlage für eine gesunde psychische Entwicklung. Der Schutz vor verletzenden Worten ist genauso essenziell wie der vor körperlicher Gewalt – denn beide hinterlassen Narben.