
Wie Bedingungsloses Grundeinkommen die Menschen positiv beeinflusst!
von Marcus Woggesin – 10. April 2025Drei Jahre lang bekamen 122 Menschen monatlich 1.200 Euro – ohne Bedingungen, ohne Druck, ohne den üblichen bürokratischen Hürdenlauf. Jetzt liegen die Ergebnisse auf dem Tisch, und sie sind so klar wie ein Sommermorgen im Schwarzwald: Das BGE macht nicht faul. Es macht nicht träge. Es macht nicht gleichgültig. Im Gegenteil. Es macht etwas viel Spannenderes – es macht Menschen.
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet eine Zahl – 1.200 – so viel über die menschliche Psyche verraten könnte? Die größte Angst der Kritiker*innen war immer dieselbe: Gebt den Leuten Geld fürs Nichtstun, und sie hören auf zu arbeiten. Die Studie, durchgeführt vom Institut zur Zukunft der Arbeit, zeigt nun: Nur zwei Prozent der Teilnehmenden reduzierten ihre Arbeitszeit signifikant. Der Rest arbeitete ähnlich viel wie die Kontrollgruppe – oder sogar mehr. Aber nicht, weil sie mussten. Sondern weil sie konnten.
Hier liegt der Kern. Das BGE ist kein Geldgeschenk. Es ist ein Sicherheitsnetz, das so engmaschig ist, dass man es kaum sieht. Plötzlich müssen Menschen nicht mehr jeden Job annehmen, der sich bietet, nur um die Miete zu zahlen. Plötzlich können sie Nein sagen. Sie können atmen. Sie können sich umdrehen und fragen: Will ich das hier eigentlich? Die psychologische Wirkung dieser Freiheit ist enorm. Teilnehmer*innen berichteten von weniger Angstzuständen, sinkenden Depressionen-Werten und einem Gefühl, das in unserer Leistungsgesellschaft oft verloren geht: Würde.
Interessant ist, was nicht passierte: Keine Massenstreiks gegen den Kapitalismus. Kein kollektives Aufgeben. Stattdessen gründeten Menschen Kleingewerbe, starteten Weiterbildungen oder investierten Zeit in soziale Projekte. Als wäre die Existenzangst wie ein Vorhang, der sich gelüftet hat – dahinter kam zum Vorschein, was wirklich zählt: Eigeninitiative, die nicht aus Überlebensmodus, sondern aus Neugier entsteht.
Vielleicht ist das die eigentliche Überraschung der Studie. Sie zeigt, dass Menschen keine Maschinen sind, die nur bei monetären Strafen oder Anreizen funktionieren. Sie sind komplexer. Gebt ihnen Sicherheit, und sie nutzen sie nicht zum Ausruhen, sondern zum Wachsen. Die Arbeitsmoral stirbt nicht – sie verändert sich. Sie wird menschlicher.
Kritiker*innen mögen einwenden: „Aber drei Jahre sind kein Leben!“ Stimmt. Doch wer je in ständiger finanzieller Unsicherheit gelebt hat, weiß, wie schon ein einziger Tag ohne diese Last wirken kann. Wie sich plötzlich Raum öffnet für alles, was vorher von Sorgen überlagert war: Kreativität, Beziehungen, Zukunftspläne. Die Studie ist ein Labor der Möglichkeit. Und sie legt etwas offen, das wir längst ahnen: Armut ist kein Mangel an Fleiß. Sie ist ein Mangel an Macht. Das BGE gibt ein Stück davon zurück – nicht an „die Wirtschaft“, sondern an die, die sie ausmachen: uns.
Am Ende bleibt eine Frage: Wenn selbst das vorübergehende Grundeinkommen solche Effekte hat – wie würde es erst wirken, wenn es kein Experiment mehr wäre? Sondern einfach … Leben?