
🌧️ Trauer braucht Raum, Zeit und Mitgefühl
von Sandra Bergmann – 11. Oktober 2025🌧️ Trauer braucht Raum, Zeit und Mitgefühl
Trauer begleitet mich in meiner Arbeit immer wieder und auch in meinem eigenen Leben durfte ich erfahren, wie tief sie gehen kann. Sie verändert alles. Wenn ein geliebter Mensch geht, bleibt nichts, wie es war.
Es entsteht eine Leere, ein stiller Raum, in dem plötzlich so vieles keinen Sinn mehr zu haben scheint.
Ich habe gelernt: Trauer ist kein Zustand, den man „bewältigen“ muss. Sie ist eine Bewegung, leise, kraftvoll, fordernd.
Sie will gefühlt, nicht bekämpft werden.
Denn Trauer ist Liebe, die keinen Ausdruck mehr findet, weil der Mensch, dem sie galt, nicht mehr greifbar ist.
💫Die vielen Gesichter meiner Trauer
Ich weiß, dass Trauer viele Gesichter hat. Manchmal war sie bei mir ganz still, dann wieder laut und zornig.
Da war Wut, weil das Leben so ungerecht schien.
Da war Angst, weil ich nicht wusste, wie es weitergehen soll.
Da war Hilflosigkeit, weil mir der Boden unter den Füßen fehlte.
Und da war dieses tiefe Gefühl von Einsamkeit, selbst wenn Menschen um mich waren.
All diese Emotionen sind Teil von Trauer.
Sie wechseln sich ab, überrollen uns oder ziehen sich zurück.
Heute weiß ich: Keine dieser Empfindungen ist falsch. Jede hat ihre Daseinsberechtigung, jede will gesehen werden.
Trauer ist kein gerader Weg. Sie ist ein Kommen und Gehen, eine Wellenbewegung, die uns lehrt, mit Verlust zu leben und irgendwann wieder zu atmen.
💬 Warum ich Trauer Raum gebe
In unserer schnellen Welt fällt es oft schwer, diesen Raum zuzulassen. Wir werden so sehr darauf trainiert, zu funktionieren, stark zu sein, „nach vorne zu schauen“. Doch wahre Stärke zeigt sich darin, den Schmerz nicht wegzudrücken, sondern ihn zu fühlen.
Ich habe erfahren, wie wichtig es ist, einen geschützten Raum zu haben, einen Ort, an dem alle Gefühle Platz haben dürfen.
Genau das möchte ich in meiner Arbeit weitergeben.
Im Coaching begleite ich Menschen dabei, ihrer Trauer Ausdruck zu geben.
Ich biete einen Raum, in dem Tränen, Wut, Verzweiflung, aber auch Hoffnung und viele andere Emotionen willkommen sind.
Es geht nicht darum, die Trauer loszuwerden, sondern zu lernen, mit ihr zu leben.
Schritt für Schritt.
Coaching ersetzt keine Therapie, doch es kann helfen, den eigenen Weg bewusster zu gehen:
Gefühle zu verstehen, statt sie zu verurteilen
Worte zu finden, wo bisher nur Stille war
und langsam wieder Vertrauen ins Leben zu spüren
🌿 „Ich bin nicht fort, ich bin nur in den Raum nebenan“
Ein Gedicht hat mich in meiner eigenen Trauer besonders berührt und es schenkt mir bis heute Trost:
"Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume,
ich leb’ in euch und geh’ durch eure Träume.
Was ihr an mir liebt, das bleibt,
behaltet es in euren Herzen.
Und wenn ihr mich sucht,
sucht mich in euren Gedanken.
Ich bin nicht fort, ich bin nur in den Raum nebenan gegangen."
Diese Worte haben für mich eine tiefe Wahrheit. Ich empfinde es so: Der Mensch, den ich vermisse, ist nicht weg. Er ist nur auf eine andere Weise da. In Erinnerungen, in Gesten, in Momenten der Stille, in Gedanken, die plötzlich auftauchen.
Die Liebe bleibt. Sie verwandelt sich aber sie vergeht nicht.
💞 Mein Blick auf Trauer heute
Trauer hat mich verändert. Sie hat mich sensibler gemacht, aufmerksamer, dankbarer.
Sie hat mich gelehrt, dass Heilung nicht bedeutet, dass der Schmerz verschwindet sondern, dass ich mit ihm leben kann, ohne daran zu zerbrechen.
In meiner Arbeit möchte ich Menschen Mut machen, ihren eigenen Weg durch die Trauer zu finden.
Mit Geduld, mit Mitgefühl und mit der Gewissheit, dass jeder Schritt, egal wie klein, ein Schritt hin zu sich selbst ist.
Trauer darf da sein.
Du darfst sie fühlen, mit allem, was dazugehört.
Und du darfst dir Unterstützung holen, wenn du sie brauchst.
🕯️ Heilung beginnt dort, wo Trauer gesehen, gefühlt und gehalten werden darf.